Die Historikerin und Kulturwissenschaftlerin Heidrun Zettelbauer hat sich 2017 in Graz für „Neuere / Neueste Geschichte“ habilitiert. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Geschlechter- und Kulturtheorien, Intersektionalität, Geschichte als historische Kulturwissenschaft, Biographie- und Selbstzeugnisforschung, Körpergeschichte, Nationalismen und Formen politischer Teilhabe. Ihr zeitlicher Fokus liegt auf der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.
Zettelbauer ist Mitglied im Editorial Board der beiden peer-reviewed Fachjournals Zeitgeschichte und L’Homme. Europäische Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft. 2017 wurde ihr der Erzherzog-Johann-Forschungspreis des Landes Steiermark für ihre Habilitationsschrift „Sich der Nation ver|schreiben. Selbsterzählungen völkischer Akteurinnen“ zuerkannt, 2005 ein Hertha-Firnberg-Preis für das Forschungsprojekt „Gender and Germanness“ des FWF. Sie hat in den letzten Jahren zahlreiche (drittmittelfinanzierte) Forschungsprojekte konzipiert und durchgeführt und leitet aktuell ein Elisabeth-List-Fellowship-Programm zum Thema „War Welfare and Gender Politics in the First World War. Local and Global Dimensions“, in dem sie u.a. mit der University of Leeds (GB) kooperiert. Aktuell fungiert Zettelbauer auch als Sprecherin des Doktoratsprogramms „Interdisziplinäre Geschlechterstudien“, des Clusters „Gender“ im Forschungsnetzwerk „Heterogenität und Kohäsion (HUK)“ und sie ist Co-Sprecherin des Clusters „In/Equalities“ im Profilbereich „Dimensionen der Europäisierung“ an der Universität Graz. Zettelbauer ist zudem im Beirat der Sammlung Frauennachlässe an der Universität Wien vertreten.
„Die Universität Graz hat sich“ – so Zettelbauer – „auf vielen verschiedenen Ebenen Nachhaltigkeitszielen in Forschung und Lehre verschrieben. Ein wichtiger Aspekt, der hierbei verfolgt wird, lehnt sich an die von den United Nations 2015 formulierten Sustainable Development Goals (SDGs) an, welche zentral auch Fragen der Geschlechtergerechtigkeit ins Zentrum rücken. Dies betrifft Themen wie Frauenförderung und Diversität im Universitätsbetrieb, aber eben auch generell die Förderung von Forschung und Lehre in den Bereichen der interdisziplinären Gender und Queer Studies oder in meinem Fach, der Geschlechtergeschichte. Der historischen Geschlechterforschung wiederum geht es darum, persistente Diskriminierungsmuster entlang von Geschlecht oder stereotype Rhetoriken kritisch zu analysieren, aber auch darum, individuelle und kollektive Handlungsstrategien im Umgang einzelner Personen oder sozialer Gruppen mit soziokulturellen Geschlechternormen und -ordnungen in der Geschichte zu untersuchen. Im besten Fall gelingt es auf diese Weise gegenwärtige Ungleichheiten in ihrem historischen Gewordensein zu erklären. Und auf Basis solcher Befunde können wiederum Grundlagen für eine geschlechtergerechtere Gegenwart erarbeitet werden.“ Im Rahmen der neu am Institut für Geschichte eingerichteten Professur für Kultur- und Geschlechtergeschichte, so Zettelbauer, sollen einerseits verstärkt epochenübergreifende Kooperationen im Bereich Kultur- und Geschlechtergeschichte aufgebaut werden. Andererseits werden interdisziplinäre Projekte forciert. In den kommenden zwei Jahren wird der Arbeitsbereich in Hinblick auf wissenschaftliche Veranstaltungen und Publikationen etwa einen Schwerpunkt im Bereich Gewalt – Krieg – Geschlecht setzen.