Ende dieses Seitenbereichs.

Beginn des Seitenbereichs: Inhalt:

Methodische Kompetenzen

Eine Geschichtswissenschaft, die den Menschen als individuellen, sozialen und kulturellen Akteur in den Mittelpunkt ihrer Forschung stellt, wird sich weder theoretisch noch methodisch einem einzigen Konzept verschreiben. Die Wissenschaften vom Menschen erfordern eine Vielzahl an methodischen Zugriffen (naturwissenschaftliche inbegriffen). Den Kernbereich bildet in den Grazer Forschungen ein Methodenmix, der aus den Geschichtswissenschaften und der Kulturanthropologie gespeist wird. Die Arbeit in den Archiven und Bibliotheken wird durch kommunikative Forschungsstrategien ergänzt oder umgekehrt. Konkret wenden wir u.a. die historische Vergleichsmethode sowie Methoden der Erinnerungsforschung, der kommunikativen Forschung, der historischen und anthropologischen Bildforschung und der historischen Demografie an; forschungsleitend sind auch Methoden, die Mikroperspektiven, in denen der Mensch als handelnder Akteur in den Vordergrund rückt, freizulegen imstande sind.

Feldforschung - Kommunikative Forschung

Eine wichtige Methode der Historischen Anthropologie ist die Feldforschung / kommunikative Forschung. Das Verweilen im beforschten „Feld“, die Erhebung empirischer Daten durch Beobachtung und Befragung sowie die reflexive Auseinandersetzung mit der eigenen Position vermögen Aufschlüsse über zahlreiche soziale und kulturelle Phänomene zu geben und Prozesse der Wissensgenerierung kritisch zu beleuchten. Insbesondere dort, wo es um die Ergründung von Einstellungen und Meinungen und um die Motive von Handlungen von Akteuren geht, sind Methoden der Feldforschung / kommunikativen Forschung von besonderer Relevanz. In der betriebenen Migrationsforschung kommen vermehrt auch Methoden der multi-sited ethnography zur Anwendung, die nicht nur Akteure an verschiedenen Orten ins Visier nimmt, sondern auch eine größere interdisziplinäre Vielfalt beinhaltet, wie etwa Methoden der Cultural Studies und der Media Studies.

Historische Demografie

Der Forschungsschwerpunkt Historische Familien- und Geschlechterbeziehungen erfordert auch die Anwendung quantifizierender und demografischer Methoden in der Erforschung serieller Quellen wie Volkszählungen, Steuerlisten und Kirchenbücher. Haushaltsstrukturen werden durch demografische Ereignisse (Geburten, Heiraten, Todesfälle und Wanderungen) bestimmt und wirken andererseits auf demografische Muster zurück. Die Erforschung der historischen Verhältnisse und Entwicklungen auf den Gebieten von Fertilität, Nuptialität, Mortalität, Morbidität und Migration im Gebiet des südöstlichen Europa hat deshalb hier ein Zentrum gefunden. Besonders ausgeprägt ist die Kompetenz für den Themenkomplex Heiratsmuster und Haushaltsformierung und die Frage der historischen Entwicklung von Differenz und Übereinstimmung mit west- und zentraleuropäischen Mustern.

Historische und anthropologische Bildforschung

Ikonografische und ikonologische Einzelbildanalysen schließen den Entstehungskontext des Bildes, die verschiedenen Verwendungszusammenhänge  sowie die historischen und soziokulturellen Bedingungen der Rezeption mit ein. Für den synchronen Vergleich verschiedener Bildbestände oder bei der diachronen Betrachtung eines Bildgenres oder Motivs über einen größeren Zeitraum hinweg bieten sich quantitative Fotoanalysen mithilfe der seriell-ikonografischen Methode an. Das Bildliche wird nicht nur als primäre historische Quelle verwendet, sondern es kann auch als Forschungsinstrument in der interaktiven Kommunikation – etwa in Bildinterviews – eingesetzt werden.

Mikroperspektive - Agency

Die gesamtheitliche Betrachtung des südöstlichen Europa und die Objekthaftigkeit dieser Region – abgeleitet aus der durch den Eingriff von Großmächten resultierenden Fremdbestimmung – bilden grundlegende Zugänge meist westlicher Geschichtsschreibung. Der Stellenwert derartiger Ansätze wird erst offenbar, wenn er mit mikroperspektivischen Zusammenhängen und den Handlungshorizonten der einfachen Menschen kombiniert wird. Dieses Verhältnis gilt auch umgekehrt: Grenzen und Relevanz der Lebenswelten als „ethnisch“ bezeichneter  (Klein-) Gruppen wie etwa der Vlachen oder Pomaken oder auch die Reichweite der agency von Wanderhirten und ihren Familien werden erst dann in all ihren Bezügen erfassbar, wenn sie auf überregionale Prozesse bezogen werden – in diesem Fall auf die Verläufe der Nations- und Nationalstaatsbildung, die Herausbildung von Staatsgrenzen, die Siedlungsgebiete und Wanderrouten durchschneiden, und die regionalen und globalen (land-) wirtschaftlichen Entwicklungen.

Vom Vergleich zur Wechselseitigkeit

In den genannten Themenfeldern werden unterschiedliche Methoden des Vergleichs herangezogen: Ausgehend vom historischen Vergleich auf einer synchronen sowie auf einer diachronen Ebene erstreckt sich dabei das geografische Feld von innereuropäischen bis hin zu außereuropäischen Regionen. Da gerade bei der Erforschung des südöstlichen Europa ein Vergleich zwischen europäischem Normdenken und den Abweichungen von dieser Norm, die vor allem dem Balkan angeheftet wird, nahezuliegen scheint, wird diese bereits in vieler Hinsicht vorformulierte Richtig-falsch-Dichotomie kritisch beleuchtet sowie dekonstruiert. Statt der Suche nach Differenz oder dezidierter Gemeinsamkeit wird die Komplexität und die wechselseitige Beeinflussung, wie etwa durch das Osmanische Reich und durch muslimische Kulturen, in den Mittelpunkt der Forschungsinteressen gerückt. Ein Vergleich wird damit in seiner Grundtendenz das kulturelle Spiegelbild des „Eigenen“.

Interimistischer Leiter

Ao.Univ.-Prof.i.R. Dr.h.c.mult. Dr.phil.

Harald Heppner

Institut für Geschichte

Institut für Geschichte

Telefon:+43 316 380 - 2361
Fax:0316/380-9735


nach Vereinbarung (per E-Mail oder Telefon)

Sekretariat

Fachoberinspektorin

Evamaria Schafzahl

Institut für Geschichte

Institut für Geschichte

Telefon:+43 316 380 - 2374
Fax:9735


Parteienverkehr nur nach telefonischer oder schriftlicher Vereinbarung.

Ende dieses Seitenbereichs.

Beginn des Seitenbereichs: Zusatzinformationen:

Ende dieses Seitenbereichs.