Wann: Dienstag, 8. März 2022 | 19.00 Uhr
Wo: Festsaal, Meerscheinschlößl, Mozartgasse 3, 8010 Graz
Auf Grund der Covid-Bestimmungen ersuchen wir Sie um vorherige Anmeldung unter: office.cjs(at)uni-graz.at
Für die Teilnahme gilt die 2,5G-Regel.
Link zum Programm
Die Lebensgeschichten von Marianne und Oscar Pollak spiegeln ein halbes Jahrhundert österreichische Zeitgeschichte wider. Das Ehepaar hat diesen Zeitraum aber nicht nur erlebt, sondern auch geprägt. Marianne und Oscar Pollak haben den österreichischen Journalismus bis
in die sechziger Jahre entscheidend mitgeformt. Ihr Lebensweg steht aber auch für das Bemühen, die jüdischen Traditionen durch den unbedingten Glauben an ein politisches Ideal zu ersetzen. Diese subjektive Entscheidung musste an der gesellschaftlichen Realität scheitern, nicht nur in der Zeit des Nationalsozialismus, sondern auch danach. Das gemeinsame Schicksal, auch gezeichnet durch Vertreibung und Exil,
die von beiden geteilten Wertvorstellungen, das gleiche Berufsfeld und das uneingeschränkte wechselseitige Vertrauen schufen eine symbiotische Beziehung, die ein Weiterleben für Marianne nach Oscars unerwartetem Tod unvorstellbar machte. Ihr Freitod und die gewaltige Trauerfreier, die das offizielle Österreich inszenierte, war der Schlusspunkt hinter den beiden Leben, aber auch ein Schlusspunkt für eine Epoche.
Helmut Konrad ist emeritierter Universitätsprofessor für Allgemeine Zeitgeschichte und Altrektor an der Karl Franzens Universität Graz.