April 1945: Zehntausende ungarische Jüdinnen und Juden werden vor der vorrückenden Roten Armee vom Bau des Süd-Ostwalls Richtung KZ Mauthausen „evakuiert“. Viele überleben diese Todesmärsche nicht – aufgrund von Erschöpfung, mangelnder Versorgung oder weil sie am Wegesrand erschossen werden. In Rechnitz, am Präbichlpaß bei Eisenerz aber auch im Lager Liebenau kommt es zu Massenerschießungen. Diese Endphaseverbrechen werden in der Nachkriegszeit von alliierten Gerichten und österreichischen Volksgerichten geahndet, zum Teil mit Todesurteilen. Danach gerät der „Holocaust vor der Haustür“ weitestgehend in Vergessenheit. Aus Anlass des 75. Jahrestages des Liebenauer Prozesses im Herbst 1947 widmet sich eine wissenschaftliche Konferenz der Nachkriegsjustiz und Erinnerungskultur im Zusammenhang mit den Todesmärschen ungarischer Jüdinnen und Juden unmittelbar vor Kriegsende. Erstmals sprechen Nachkommen von wegen dieser Endphasebrechen zum Tode verurteilten Tätern über die Auseinandersetzung im Familiengedächtnis und die Bedeutung für ihre Biografie.
Montag, 10.10.2022, 9-18 Uhr, Meerscheinschlössl der Universität Graz, Mozartgasse 3, 8010 Graz