1860 erfolgte die Einigung Italiens. Erst zehn Jahre später eroberten Nationalist:innen Rom und machten es zur Hauptstadt des noch jungen Königreichs. In den folgenden Jahrzehnten setzte eine beispiellose Mobilisierung des öffentlichen Raumes ein: Nationalist:innen benannten Straßen nach ihren "Held:innen" und errichteten ihnen Denkmale. Die Faschist:innen, die 1922 die Macht ergriffen, nützten den öffentlichen Raum ebenso für politische Massenveranstaltungen, um ihren Herrschaftsanspruch zu bekräftigen. Als die faschistischen Regime 1943/45 zerbrachen, lag es an der nunmehrigen Republik, sich den öffentlichen Raum anzueignen, und den antifaschistischen Konsens im Stadtbild sichtbar zu machen.
Rom bereitete die Möglichkeit, die verschiedenen Zeitschichten der jüngeren italienischen Vergangenheit und ihre geschichtskulturellen Spuren zu studieren. Im Rahmen der Exkursion besuchten Studierende Erinnerungsorte, die die Möglichkeit boten, der Frage nachzugehen, welchen Umgang die italienische Gesellschaften nach 1945 (nicht) mit dem schwierigen Erbe aus Nationalismus, Kolonialismus und Faschismus fand.
Am 21. Oktober besuchte die Exkursionsgruppe am Vormittag das Vittoriano, wobei der Frage nachgegangen wurde, wie das faschistische Regime für politische Rituale den historisch bedeutsamen Ort rund um das Forum Romanum in Besitz nahm. Am Nachmittag vertieften wir diese Diskussion am Beispiel des Augustus-Mausoleums. Der Erinnerungsaktivist Lorenzo Teodino führte die Gruppe in aktuelle Diskussionen rund um das Bauwerk ein und problematisierte den aktuellen Umgang damit.
Am 22. Oktober setzte sich die Exkursionsgruppe mit faschistischem Bauerbe auseinander, das während der 1920er- und 1930er-Jahre errichtet worden war. Am Vormittag erlebten sie eine informative Guided Tour durch das Viertel EUR, das durch einen Besuch des Museo della Civiltà abgeschlossen wurde. Am Nachmittag erkundeten sie gemeinsam mit einem Guide den Campus der bekannten Sapienza-Universität, deren bauliche Substanz ebenso aus dem sog. Ventennio stammt.
Am 23. Oktober machte die Exkursiongruppe einen Ausflug nach Sabaudia. Die Stadt wurde erst 1934 im Zuge der Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe gegründet. Gemeinsam gingen die Studierenden der Frage nach, wie die Bevölkerung dieser Kleinstadt mit ihrer jungen Geschichte umgehen.
Am letzten Tag der Exkursion, am 24. Oktober, besuchte die Gruppe am Vormittag das Österreichische Historische Institut und das Österreichische Kulturforum in Rom sowie im Anschluss das ehemalige Foro Mussolini, das heute Foro Italico heißt, und ein weiteres, eindrucksvolles Beispiel darstellt, wenn es um die Frage geht, welchen Umgang Italiener*innen mit dem faschistischen Bauerbe gefunden hat.
Die Exkursion wurde mit einem gemeinsamen Abendessen in Trastevere abgeschlossen.