Gastvortrag von Ingrid Sharp (Leeds)
Women of Aktion: Weiblicher Aktivismus in der Novemberrevolution 1918/19
Frauen werden in der Historiografie sowie im Gedenken an die Novemberrevolution 1918/19 nach wie vor marginalisiert bzw. entpolitisiert. Bis auf einige wenige Ausnahmen werden sie meistens als ‚sekundäre Akteurinnen‘, oder sogar lediglich als ‚Zuschauerinnen‘ eines ‚männlichen Spektakels‘ wahrgenommen. In den überlieferten Erinnerungen von Frauen aus dieser Zeit gibt es jedoch durchaus eine andere Perspektive, die eine genauere Betrachtung verdient: nämlich Erinnerungen an eine aktive Partizipation an der Revolution und die geäußerte Hoffnung, dass diese eine neue Zeit der sozialen Gerechtigkeit anbahnen würde. Viele der am Revolutionsgeschehen beteiligten Frauen waren alles andere als politisch unerfahren, da sie vor, während und nach dem Krieg an Frauen-, Friedens- bzw. Arbeiterbewegungen beteiligt (gewesen) waren. Ihre Schilderungen der Ereignisse von 1918/19 machen deutlich, dass sie sich durchaus als Akteurinnen einer bedeutenden politischen Umwälzung ansahen.
Warum kommen diese revolutionären Frauen in der Geschichte der Novemberrevolution bis heute so selten vor? Und wie verändert sich unser Verständnis der Revolution, wenn wir die Erfahrungen von Frauen miteinbeziehen? Im Vortrag werden zwei Forschungsprojekte vorgestellt, die Frauen als politische Subjekte ins Zentrum der Geschichte der Novemberrevolution stellen und ihre Spielräume im Rahmen eines revolutionären Aktivismus erörtern.
Moderation: Heidrun Zettelbauer (Graz)
WANN: Mittwoch, 24. November 2021 um 18.00 Uhr
WO: (HYBRID!): Universitätsplatz 3, SZ 01.18 (Hauptgebäude, 1. OG) und ONLINE (Link wird nach Anmeldung ausgesandt)
Bitte die geltenden Covid-19-Regeln beachten!
Verbindliche Anmeldung unter genderhistory(at)uni-graz.at bis 23. November 2021 erbeten.
Ingrid Sharp (Leeds) ist Professorin für deutsche Kultur- und Geschlechtergeschichte an der Universität Leeds (GB) und Incoming Senior Researcher im Elisabeth-List-Fellowship-Programm „War Welfare and Gender Politics in the First World War. Local and Global Dimensions“ (2021-2022). Sie hat ihren BA und MA an der University of Oxford in Deutsch und Philosophie erworben, ihr Postgraduate Certificate in Education (PGCE) an der University of York und sie absolvierte ihren PhD an der University of Leeds in Gender, Cultural Representation and the First World War. Ingrid Sharp hat eine Fülle an Leitungspositionen and der University of Leeds inne, etwa die Funktion als Chair der Examinations Group for Postgraduate Research Degrees, Subject Leader for German sowie Director of Postgraduate Studies. Derzeit ist sie Vorsitzende von Women in German Studies. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen neben geschlechterspezifischen Fragenstellungen im Kontext von Pazifismus und Kriegswiderstand auf der Geschichte des weiblichen Aktivismus im Umfeld des Ersten Weltkriegs.
Heidrun Zettelbauer (Graz) ist Assoziierte Professorin am Institut für Geschichte der Universität Graz und Leiterin des Arbeitsbereichs für Kultur- und Geschlechtergeschichte. Sie ist Projektleiterin und Senior Researcher im Elisabeth-List-Fellowship-Programm „War Welfare and Gender Politics in the First World War. Local and Global Dimensions“. Seit Oktober 2021 ist sie Sprecherin des „Cluster Gender“ im Forschungsnetzwerk „Heterogenität und Kohäsion“ an der Universität Graz.